Liebe Leser*innen der systhema,
nach den drei Themenheften des letzten Jahres startet das Jahr 2024 wieder einmal mit einer systhema ohne Themenschwerpunkt. Die eingereichten Beiträge kommen aus unterschiedlichen Anwendungsbereichen und sie beschäftigen sich teilweise mit Perspektiven jenseits von systemischen Ansätzen, Methoden oder Projekten.
Das hat auch damit zu tun, dass während der Arbeit an dieser Ausgabe in meinem Umfeld drei politische Ereignisse eine besondere Rolle gespielt haben. Zum einen jährte sich in den letzten Tagen der Kriegsbeginn in der Ukraine zum zweiten Mal. Zum Zweiten hat mit dem Terrorangriff von bewaffneten Kämpfern der Hamas am 7. Oktober des letzten Jahres ein neuer Krieg im Nahen Osten begonnen. Und zum Dritten berichtete das Medienhaus CORRECTIV über ein Treffen von Aktivist*innen und Politiker*innen Ende November 2023 in einem Landhotel nahe Potsdam, in dem es unter dem Begriff „Remigration“ im Wesentlichen um die Abschiebung und Vertreibung von Millionen von Mitbürger*innen gegangen sein soll.
Alle drei Ereignisse haben immer wieder Auswirkungen auf fachliche Diskussionen in meinem beruflichen Umfeld, weil sie mit Ängsten, Verunsicherungen und auch mit Auseinandersetzungen verbunden sind. Einige der Beiträge in dieser systhema zeigen mögliche Wege auf, wie mit den genannten Ereignissen einhergehenden gesellschaftlichen Entwicklungen anderes begegnet werden kann – ohne dass sie einfache Antworten auf hoch komplexe Zusammenhänge geben wollen. So stellen Laura Schöler und Clara Gsella das mobile Begegnungsangebot Mobilitea vor. Ein wesentliches Ziel des Angebotes besteht darin, einen Ort der Begegnung zu schaffen, der unterschiedlichste Menschen dazu einlädt, interessante Gespräche zu führen, sich kennenzulernen oder einfach eine gute Tasse Tee zu genießen.
Und der Beitrag von Peter Goldstein und mir selbst beschäftigt sich mit israelisch-palästinensischen Friedensinitiativen, die uns beide in unterschiedlichen Begegnungen beeindruckt haben. Anhand der persönlichen Lebensgeschichten von Bassam Aramin und Rami Elhanan stellen wir eine dieser Friedensinitiativen vor, die sich für eine De-Eskalation der Gewalt in der Region einsetzt. Im Anschluss daran macht Peter Goldstein anhand der Erlebnisse seiner eigenen Familie noch einmal deutlich, warum es ihm wichtig ist, sich im Nahostkonflikt auf beiden Seiten gegen Unrecht zu engagieren.
Die anderen Beiträge dieser systhema kommen aus unterschiedlichen Anwendungsfeldern. Alexandra Lehmann berichtet über die Ergebnisse eines Seminars, das sich u. a. mit der Frage beschäftigte, ob Generationen als Gruppen mit einer ihnen jeweils eigenen Kultur betrachtet werden könnten und sollten. Sie schildert sowohl das methodische Vorgehen im Seminar als auch die Ergebnisse und Erkenntnisse aus studentischer Perspektive. Uwe Lamm beschreibt ein niedrigschwelliges, präventives und systemisch-sozialräumliches Angebot für Familien und junge Menschen in schwierigen Lebenslagen: das Berliner Fachkonzept „ Flexibudget“. Er geht auf den Unterschied zu üblichen Hilfen zur Erziehung ein und berichtet über Rückmeldungen von Klient*innen und Sozialarbeiter*innen zu dem Angebot.
Caterina Quante berichtet über ein Modellprojekt zur multiprofessionellen und systemübergreifenden Unterstützung von Kindern in Schulen. Sie stellt die einzelnen Konzept-Bausteine vor und gibt Umsetzungsempfehlungen zur schulspezifisch angepassten Übertragung auf weitere Standorte. Sanne Triebkorn beschäftigt sich mit der Anwendung einer Methode zur Gestaltung eines Teamtages, bei der drei unterschiedliche Räume genutzt werden. Im konkreten Fall bestand die Herausforderung darin, ein bereits länger bestehendes Team in einer komplexen, verunsichernden Umbruchsituation darin zu unterstützen, sich notwendig gewordenen Veränderungen zu stellen.
Schließlich nimmt mein eigener Beitrag am Ende dieser systhema schon einmal den 50. Geburtstag des IF Weinheim in den Blick, den wir im kommenden Jahr begehen werden. Schon in den Ausgaben dieses Jahres möchten wir Redakteur*innen in der systhema jeweils einen kleinen Vorgeschmack auf diesen besonderen Geburtstag geben. In dieser Ausgabe starte ich mit einem Rückblick auf die Geschichte des IF Weinheim anhand von Beiträgen aus der systhema und ihren Vorgängern, den Rundbriefen des Instituts für Familientherapie Weinheim. Neben den genannten Beiträgen enthält diese systhema zudem einige Rezensionen und Neuigkeiten aus den Weinheimer Institutionen.
Und es gibt auch Veränderungen im Redaktionsteam. Jens Förster und Caro Schilling haben sich aus dem Team verabschiedet, um sich anderen Projekten zu widmen. Beiden sein an dieser Stelle herzlich gedankt für ihren Einsatz in den letzten Jahren.
Ich wünsche Ihnen und euch eine anregende Lektüre und uns allen vor allem friedlichere Zeiten!
Andreas Klink